Begegnung mit Theodor Herzen


Ein Künstler deutscher Herkunft im fernen Kirgistan

Sein Leben und Schaffen sind eng mit Kirgistan verbunden. Seine Liebe zur Kunst und zur Arbeit sowie seine Zielstrebigkeit führten ihn in die erste Reihe der modernen kirgisischen Künstler. Seine Werke sind in vielen Museen und Privatsammlungen in Kirgistan und im Ausland zu finden.

Das künstlerische Werk Theodor Herzens ist ausgesprochen vielseitig. Seine monumentalen Mosaiken und Fresken schmücken zahlreiche staatliche Gebäude der Republik Kirgistan. Herzen bevorzugt Landschaften, Portraits und Still-Leben als Motive für seine Bilder und hält in Pastellbildern, Aquarellen und Zeichnungen das Leben in Kirgistan fest. Linolschnitt-Zyklen des Grafikers Herzen erschienen als Illustrationen zu Buchausgaben und auch als künstlerisch gestaltete Titelbilder.

Ganz gleich aus welchen dieser künstlerischen Bereiche sie stammen, alle Werke Theodor Herzens sind beim kirgisischen Volk bekannt und beliebt. Sie sind aus der „Schatzkammer“ der bildenden Kunst dieses Landes nicht mehr wegzudenken: 1982 wurde er als „Verdienter Kunstschaffender der Kirgisischen SSR“ und 1993 als „Volkskünstler der Kirgisischen Republik“ ausgezeichnet. 1998 ist er zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Künste der Kirgisischen Republik gewählt worden.

Seine Vorfahren stammten aus Deutschland. Sie gingen während der großen Auswanderungswelle unter Katharina II zunächst nach Russland, von wo sie unter Stalins Gewaltherrschaft deportiert wurden. Theodor Herzens Eltern verschlug es Ende der 20er Jahre nach Kirgistan, wo er 1935 geboren wurde. Er wuchs unter Kirgisen im Talas-Tal auf, wo es bereit seit 1882 eine deutsche Siedlung gab.

Die Höhepunkte im Lebenswerk Theodor Herzens sind die Illustration des kirgisischen Nationalepos „Manas“ und des deutschen Nibelungenliedes.

In der Person Theodor Herzens vereinigten sich die kulturellen Schichten zweier Völker, die einander nicht nur durch geographische Distanz, sondern auch zeitlich fern sind. Mit seinem Werk schlägt Theodor Herzen eine Brücke zwischen Kirgistan und Deutschland.

Von ebenso großer Bedeutung sind die Serien der Kreidezeichnungen kirgisischer Landschaften zum Thema „Die Melodie der kirgisischen Berge“. In seinen Landschaftsbildern öffnet uns Herzen sein Herz. Sie stellen den lyrischen Teil seines vielseitigen Schaffens dar.

Diese Internetseite ist eine Bekanntschaft mit Theodor Herzen, seinem Schaffen und Kirgistan.

Theodor Herzen verstarb nach langer Krankheit am 29.06.2003 in Hürth bei Köln. Noch wenige Tage vor seinem Tod sprach er über ein Buch, dass er den verfolgten Deutschen in Kirgisien widmen wollte, über seine geplante Ausstellungen in den deutschen Städten. Er liebte das Leben und hatte nicht vor, es so früh zu verlassen.

Weitere Informationen über Theodor Herzen erhalten Sie bei seiner Lebensgefährtin Olga Schneider.
E-mail: info@theodor-herzen.de

 

Nachruf

Das Schaffen von Theodor Herzen wurde uns als vielseitig, ganzheitlich, akademisch und lyrisch dargestellt. Das ist das Schaffen eines überzeugten Realisten, der die Menschen und die Natur liebt, der seine großen Vorgänger verehrt und bestrebt ist, trotz avantgardistischer Prioritäten in der modernen Kunst traditionell weiterzuarbeiten. Das Schaffen von Herzen ist eigentlich „russisch“, und zwar nicht nur wegen seiner beruflichen Ausbildung (er studierte an der Moskauer Kunst- und Kunstgewerbehochschule, früher Stroganow-Kunstschule, die er mit dem Abschluss „Kunstmaler-Monumentalist“ verließ), sondern auch aufgrund seiner Erziehung im Geiste der Ideen der russischen Kultur. Dies erklärt auch seine psychologische Flexibilität, was sein Verständnis der Kirgisen anbelangt, unter denen er sein ganzes Leben verbrachte. Seine Arbeiten und sein persönliches Leben senden Botschaften der Verständigung, des Miteinanders, der gegenseitigen Achtung und des Friedens unter den Menschen aus.

„In seinem bewegten und ereignisreichen Leben durfte Theodor Herzen nach der politischen Wende erleben, wie sein künstlerisches Werk weit über die Grenzen seiner Heimat hinaus große Anerkennung verdiente und Wertschätzung erfahren hat. Er war ein bedeutender Maler und Grafiker, der seine kirgisische Heimat sehr liebte, ohne jemals seine deutschen Wurzeln zu vergessen“.
Klaus Pöhl, Bundesministerium des Inneren

„Er war ein großer Mensch und ein genialer Künstler“.
Tschingis Aitmatow, kirgisischer Schriftsteller

„Er war ein Künstler von Gottes Gnaden“.
Mariam Akajewa, Gattin des Ex-Präsidenten von Kirgisien Askar Akajew

„Er war ein verdienstvoller Vertreter der deutschen Kultur in Kirgistan und hat durch sein künstlerisches Schaffen und Leben viel für das gute Verhältnis zwischen Kirgisen, Russen und Deutschen bewirkt. Er schuf mit seinem Werk eine Brücke zwischen Kirgistan und Deutschland“.
Jochen Welt, Ex-Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen